Großen Teile der Republik, gerade im Norden Deutschlands, versinken im Schnee. Für unsere Region war am Wochenende lange nicht klar, wie sich das Wetter entwickeln würde. Unwetterwarnungen vor Schnee und Kälte waren ausgegeben worden, glücklicherweise blieben die Temperaturen bei uns um dem Gefrierpunkt und leichtem Schneefall. Traumhaftes Wanderwetter in frischer, kalter Luft zog mich nach draußen. Da ich erst spät loskonnte, sollte der Ausgangspunkt für die Wanderung nicht allzu weit weg sein. So entschied ich mich für den Wanderparkplatz in Solingen Glüder. Die Ecke gefällt mir immer wieder gut. Die Wupperberge, die Sengbachtalsperre und sogar Schloss Burg liegen in Entfernungen, die sich herrlich erwandern lassen. Hier kann man spontan wählen, ob die Runde doch noch etwas größer werden soll oder ob man früher zurück möchte.
Schon am Ausgangspunkt der Wanderung, dem sonst gut gefüllten Wanderparkplatz an der Wupper in Solingen Glüder zeigt sich, dass es nicht viele hinausgezogen hat. Bis auf zwei andere Autos ist der Platz verweist.
Wander-Video zur Tour von Solingen Glüder über die Sengbachtalsperre und den Diederichstempel nach Schloss Burg
Der Wald ist leicht verschneit, die Wege durchweg gut begehbar. Der leichte Bodenfrost macht manche sonst matschige Abschnitte etwas fester, aber hin und wieder auch etwas tückisch, wenn die dünne Eisschicht unter den Sohlen der Wanderschuhe nachgibt.
Gerade im Winter, wenn es geschneit hat, finde ich die Landschaft oft noch eindrucksvoller als zu anderen Jahreszeiten. Durch den Schnee werden die Geräusche gedämpft und die Landschaft ihrer Farben und Kontraste beraubt.
Zunächst geht es für mich über den Hammersbach und den Schmitz-Lenders-Weg hinauf zur Sengbachtalsperre.
Schon von Weitem ist zu hören, wie das Wasser tosend über den Überlauf der Talsperre ins Tal stürzt. Ich bin zwar oft hier unterwegs, aber das habe ich bis jetzt auch nur selten erlebt. Normalerweise werden gerade im Winter etwas Reserve vorgehalten, damit Regen und Schneeschmelze aufgefangen werden können und erst verzögert an die Wupper abgegeben werden. Entsprechend imposant empfinde ich die Wassermassen, die talwärts rauschen.
Nachdem Überqueren der Staumauerkrone wende ich mich den Hügel aufwärts. Leichtes Schneetreiben setzt ein.
Ich hoffe, von dort oben einen der vielen Blicke auf Schloss Burg erhaschen zu können, die sich durch die laublosen Bäume vom Wanderweg nördlich der Sengbachtalsperre ergeben. Leider ist die Aussicht Schneeverhangen, sodass ich mich kurzerhand entscheide in Richtung Solingen Burg zu wandern und unterwegs einen Abstecher in Richtung Diederichstempel Burg zu machen.
Unterwegs bieten sich immer wieder Ausblicke in die schnee- und nebelverhangenen Täler des Bergischen Landes.
Sonst trifft man hier viele Ausflügler und Wanderer, doch heute ziehe ich einsam meiner Wege. Vermutlich ist es dem Wetter geschuldet, aber es gibt kaum etwas Entspannteres, als so beim Wandern die Seele baumeln zu lassen und neue Energie zu tanken.
Einige Schritte weiter ergibt sich dann doch ein tolles Panorama als sich der Dunst vor mir ein wenig lichtet. Auf einer Hügelkuppe unterhalb meines Standortes, steht der kleine Aussichtspavillon Diederichstempel Burg. Dahinter thront erhaben auf dem nächsten Berg Schloss Burg.
Ich umrunde das Seitental der Wupper, dass hier den Hang einschneidet, um den Weg in Richtung Diederichstempel einzuschlagen. Langsam setzt die Abenddämmerung ein, doch der Weg bleibt auch in dunklen Abschnitten im Wald gut erkennbar, bis dass sich nach einigen Biegungen mein Etappenziel, der Diederichstempel, gegen den Horizont abhebt.
Ich raste kurz, gieße mir aus einer Thermoskanne einen heißen Tee ein und genieße die Aussicht. Bis auf das Pfeifen des eisigen Windes ist kaum ein Geräusch zu vernehmen. Der heiß dampfende Tee wärmt meine Hände wohlig durch die Handschuhe.
Für mich geht es weiter in Richtungen Schloss Burg. Ein kurzer, aber knackiger Anstieg treibt mir trotz der Kälte Schweißperlen auf die Stirn, als ich den Parkplatz von Schloss Burg erreiche.
Auch hier, an der sonst so bevölkerten Location, bin ich einsam unterwegs. Ich streife ein wenig über den Vorplatz der Burg und um die Gebäude, die dort stehen. Die wenigen gastronomischen Angebote, die trotz Corona als Take-away verkaufen dürfen, haben längst geschlossen. Leise treibt der Wind eisige Schneeflocken über den Platz.
Wieder einmal bewahrheitet sich, dass man Dinge tun muss, um sich Eindrücke zu verschaffen, die sonst keiner hat. Auch wenn ich den Trubel hin und wieder mag, liebe ich es, solche Orte, an denen sich normalerweise Menschenmassen aufhalten, für mich alleine in aller Ruhe genießen zu dürfen.
Mein weiterer Weg führt mich über Burgstiege, einen steilen, serpentinenförmig angelegten Pfad hinab nach Unterburg. Gerade das unterste Stück ist stellenweise grenzwertig. Mit meinen schweren Rucksack und müden Beinen komme ich mehrfach ins Rutschen, kann mich aber jedes Mal noch so gerade halten.
Auch in Unterburg bin ich nahezu alleine unterwegs. Einige rauchende Schornsteine zeugen davon, dass viele sich vor gemütliche Kaminfeuer zurückgezogen haben. Mit der einbrechenden Dunkelheit hat auch der Frost noch einmal deutlich angezogen.
Ich stapfe über den frostigen Boden und hartgefrorene Schneereste durch den Ort und folge der Wupper flussabwärts zurück nach Glüder, wo ich nach rund 9,8 eisigen Kilometern wieder wohlbehalten am Auto ankomme.
Links zur Wanderung von Solingen Glüder über die Sengbachtalsperre und den Diederichstempel nach Schloss Burg