Seit langer Zeit waren wir endlich mal wieder Straßenbahnmuseum des Vereins Bergische Museumsbahnen e.V.. Ein Besuch dort ist immer wieder eine besondere Zeitreise. Nicht nur, dass ein toll restaurierter Wagenpark auf einer historischen Überlandstrecke der Wuppertaler Straßenbahn präsentiert wird. Die umliegende Landschaft lädt mit einem ausgedehnten Netz Wanderwegen zum Erkunden ein.
Auf einer keinen Wanderung durch den herbstlich goldenen Wald…
- …besuchen das Straßenbahnmuseum des Bergische Museumsbahnen e.V. in Wuppertal Kohlfurth
- …lassen uns vom letzten wasserbetriebenen Schleifkotten in Wuppertal, dem Manuelskotten, faszinieren
- …genießen den Ausblick vom Adelenblick
Unsere Wanderung ist zwar nur 4 Kilometer lang, hat aber den einen oder anderen Höhenmeter.
Am Ende des Beitrages findet Ihr eine Übersichtskarte des Tagesausfluges.
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Ausgangspunkt unseres heutigen Ausfluges ist der Betriebshof der „Bergische Museumsbahnen e.V.“ in Wuppertal Kohlfurth. Diese Ortlage des Wuppertaler Stadtteils Cronenberg ist gut über die im Tal der Wupper verlaufende Landstraße L74 zu erreichen.
Das Straßenbahnmuseum Wuppertal
Der Betriebshof bildet den Kern des Museums und umfasst mehrere Abstellgleise in einer Wagenhalle. Das Museum ist an den Öffnungstagen kostenfrei zugänglich, freut sich aber über eine freiwillige Spende.
Verschiedene Straßenbahn-Triebwagen, Arbeitsfahrzeuge und Güterlohren in unterschiedlichsten Erhaltungszuständen sind dort ausgestellt. Wir hatten das Glück, das sich einer der ehrenamtliche Helfer des Vereins, der sich auch an der Aufarbeitung der Fahrzeuge beteiligt, ein paar Minuten Zeit für uns genommen hat.
Einige der Fahrzeuge waren seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts abgestellt und bekommen nun die Chance auf ein zweites Leben. Entsprechend aufwendig ist die Restaurierung. Insgesamt 6 Triebwagen sind in einem betriebsfähigen Zustand, so dass sie für den Fahrbetrieb des Museums genutzt werden. Zusätzlich verfügt das Museum über mehrere einsatzfähige Arbeitswagen und Güterloren, die auch aktiv auf der Strecke genutzt werden, aber nicht für Fahrgastfahrten zur Verfügung stehen.
Manche der im Museum beheimateten Fahrzeuge stammen tatsächlich aus dem Betrieb des Wuppertaler Straßenbahnnetzes, weitere Fahrzeuge stammen aus umliegenden Städten und Regionen, die schon zu Zeiten des aktiven Straßenbahnbetriebes mit dem Wuppertaler Straßenbahnnetz zusammenarbeiteten.
Der Verein hat das Ziel, sofern möglich, auch Fahrzeuge, welche sich zum Teil seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb befanden wieder fahrbereit zu machen und zu erhalten. Dafür müssen die Fahrzeuge teilweise von Grund auf neu aufgebaut werden.
Die betriebsfähigen Straßenbahnen werden für den Fahrbetrieb genutzt, der von April bis Oktober jeden 2. und 4. Sonntag im Monat stattfindet. Darüber hinaus ist das Museum auch ganzjährig samstags geöffnet und kann besichtigt werden.
Fahrbetrieb des Bergischen Straßenbahnmuseums
An Betriebstagen wird die Strecke des Museums befahren. Diese derzeit rund 2,8 Kilometer lange Strecke war früher einmal ein Teilstück des Wuppertaler Straßenbahn-Netzes. Mit über 300 Kilometern Streckenlänge war das Wuppertaler Straßenbahnnetz einmal das viertlängste in Deutschland. Seit den 1960er Jahren ist es allerdings zurückgebaut worden, bis es 1987 vollständig stillgelegt wurde. Das von den Museumsstraßenbahnen befahrene Teilstück ist eine typische bergische Überlandstrecke, welche nahezu durchgängig durch bewaldetes Gebiet führt und mit durchschnittlich 5% Steigung einen Höhenunterschied von rund 150 Metern überwindet. Die Strecke umfasst 6 Haltestellen, die im Halbstundentakt angefahren werden.
Übrigens, das Bergische Straßenbahnmuseum ist, auch wenn ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben, ein konzessionierter Straßenbahnbetrieb, wenn auch Deutschlands kleinster. Rechtlich unterliegt die Strecke deshalb auch den gesetzlichen Anforderungen nach BOStrab und muss damit ähnliche Prozesse und technische Voraussetzungen schaffen, wie es auch große, moderne Verkehrsunternehmen leisten müssen.
Preise der Bergische Museumsbahnen
Zustieg und Ausstieg ist an jeder Haltestelle der Museumsbahn möglich. Die einfache Fahrt kostet dabei für einen Erwachenen 4€, Hin-und Rückfahrt 6 €, die Tageskarte 12€. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre sind frei. Ein Schaffner, bei dem der Fahrpeis zu entrichten ist, fährt auf dem Triebwagen mit.
Unser Besuch im Straßenbahnmuseum
Nach unser Ankunft auf dem Betriebshof des Museums haben wir uns zunächst in der Wagenhalle umgesehen. Dort sticht der Triebwagen 94, der ursprünglich von der Barmer Bergbahn AG eingesetzt wurde ins Auge. Aus Baujahr 1928 wurde der Wagen bis 1966 im aktiven Liniendienst zwischen Ronsdorf, Cronenberg und Remscheid. Aufgrund der aufwändigen Restaurierung von 1999 bis 2009 ist dieser Wagen das Highlight des Fuhrparkes und wird nur bei schönem Wetter eingesetzt.
Aber auch die übrigen Fahrzeuge, die dort ausgestellt sind, sind durchweg interessant. Besonders die Fahrzeuge, bei denen die Restaurierung bisher noch nicht begonnen hat, zeigen eindrucksvoll, wie stark der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat und lassen damit erkennen, welcher immense Aufwand bei der Wiederherstellung eines betriebsbereiten Zustandes betrieben werden muss.
Die Fahrt mit dem Museumstriebwagen
Da wir die Umgebung auch noch ein wenig erwandern wollten, entschieden wir uns für eine einfache Bergfahrt mit dem bereitstehenden Gelenk-Triebwagen 275 von der Station „Kohlfurther Brücke“, die unmittelbar am Betriebshof des Museums liegt, bis nach „Greuel“. Die Fahrkarten für die Fahrt werden beim mitfahrenden Schaffner gelöst.
Der Triebwagen, dessen Wagenhälften durch ein begehbares Gelenk verbunden sind stammt aus dem Jahr 1957 und wurde bis 1995 von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG eingesetzt.
Rumpelndes Fahren, das Quietschen der Räder auf dem Gleis und die mündlichen Haltestellenansagen des Schaffners versetzen einen einige Jahrzehnte zurück. Selbst die am Fahrzeug zu sehenden Werbetafeln „Das neue Persil 65“ passen stimmig zum Gesamteindruck.
Wanderung zum Manuelskotten am Kaltenbach
Von der Straßenbahnhaltestelle „Greuel“ gehen wir zu Fuß zurück in Richtung Tal. Der Weg führt bis zur Station „Friedrichshammer“ überwiegend parallel zur Strecke der Museumsbahn. Dort verlassen wir die Strecke und gehen weiter in Richtung Tal. Die Wegführung über alte Dämme, über die die Wasserhaltung für die Kotten im Kaltenbachtal organisiert wurde, stimmt schon auf den Besuch des Manuelskotten ein.
Die Ursprünge dieser Kottenanlage reichen zurück bis ins Jahr 1755. Der Kotten ist ein typischer bergischer Schleiferkotten. Angetrieben vorrangig mit Wasserkraft, später ergänzt durch Dampfkraft, Dieselmaschine und Elektromotor wird der Kotten auch heute noch gewerblich genutzt. Cutter-Messer für die Fleischindustrie werden dort geschliffen. Die Technik und die Ausstattung des Kottens ist über die Zeit nahezu unverändert erhalten geblieben, so dass man einen guten Eindruck von der historischen Arbeitsweise vermittelt bekommt.
Der Kotten ist nur währen einzelner Öffnungstage, die auf der Webseite angekündigt werden, für Besucher zugänglich, aber der Besuch lohnt sich. Wir wurden durch den Kotten geführt und bekamen die sowohl die technischen als auch wirtschaftlichen Zusammenhänge erläutert.
Unsere „Kleine“ durfte sogar den Dampfkolben-Antrieb der Transmission einschalten, wobei der erforderliche Druck heute nicht mehr in einem Dampfkessel erzeugt wird, sondern per Kompressor zu Anschauungszwecken.
Der Manuelskotten ist eintrittsfrei, aber eine Spende ist gerne gesehen.
Adelenblick
Vom Manuelskotten aus wandern wir wieder bergauf. Unser Ziel ist der Adelenblick am „Wahlertskopf“. Im Jahr 1895 als Aussichtspavillon im Jugendstil errichtet, ist von dem ursprünglichen Bauwerk der Sockel erhalten, welcher aber mit Bänken zu einer kleinen Aussichtsterrasse umgebaut wurde, von der aus man ins Tal hinabschauen kann.
Nach einer kurzen Rast führt unser Weg wieder hinab ins Tal zurück zu unserem Ausgangspunkt, dem Straßenbahnmuseum des „Bergische Museumsbahnen e.V.“.
Übrigens: Das Stück vom „Friedrichshammer“ bis zum „Adelenblick“ ist ein kurzes Teilstück vom „Bergischen Weg“ und macht Lust darauf, einmal eine ganze Etappe auf dem im Jahr 2017 als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichneten Fernwanderweg zu gehen.
Wir genießen noch ein wenig die Landschaft und die bergischen Wälder, die jetzt im Oktober schon herbstlich golden gefärbt sind und rascheln noch ein wenig mit unseren Füßen durch das Herbstlaub am Boden.
Übersichtskarte
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